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Was mit Vielrednern tun?

Was mit Vielrednern tun?

Kennen Sie das? Sie wollen mit einem Kollegen ein Thema besprechen. Und werden regelrecht zugetextet. Ohne Punkt und Komma werden Sie Zielpunkt eines unendlichen Monologs. „Wann atmet der eigentlich?“ denken Sie still und etwas gehässig für sich. Ja, der Vielredner, Dauerredner oder Geschwätzige kann schon mal die schlimmsten Seiten in einem wachrufen. Er redet endlos und lässt andere nicht zu Worte kommen. Und oft ist ihm das nicht einmal bewusst. Dabei schweift er vom Thema ab und weiß alles besser.

 

 

Doch wie kommen Sie zu Ihrem Redeanteil? Wie erreichen Sie ein Gespräch, in dem beide gewinnen?

Erst ich, dann du? Nicht mit dem Vielredner!

Natürliche Gesprächs- und Atempausen, in denen die Gesprächsanteile wechseln, tauchen beim Dauerredner meist nicht auf. Er hat meist unbewusst gelernt, mitten in seinem Satz zu atmen. Also zwischen Satzende und Satzanfang des nächsten Satzes entsteht kein Luftholen, in dem der andere einen Einwurf machen könnte. Eine gute (unbewusste!) Taktik, denn die meisten Menschen empfinden es als unhöflich, ihr Gegenüber mitten in dessen Satz zu unterbrechen. Aber die Lücke „dazwischen“ gibt es de facto nicht.

Machen Sie nicht diese Fehler!

Warten Sie nicht höflich auf eine natürliche Gesprächspause, in der Sie sprechen können. Es gibt sie in der Regel nicht.

Was tun?

  • Erst einmal reden lassen und zuhören.
  • Loben. Beispielsweise „Gut, dass du darauf auch geachtet hast.“
  • Stellen Sie keine allgemeinen Zusatz- und Anschlussfragen.
  • Stellen Sie allgemeine Bestätigungen wie Nicken, aha, okay, verstehe, ahäm und dergleichen ein. Denn dies ist eine Gesprächsaufforderung. Und genau das wollen Sie vermeiden.
  • Beim Luftholen fest und bestimmt ins Wort fallen. Einfach weiter sprechen. Dabei die Stimme nicht erheben und nicht druckvoll werden lassen. Ganz unbeirrt weiterreden.
  • Hilfreich ist es, wenn Sie dabei dem was Sie sagen wollen, einfach Worte wie gut, prima, okay etc. voranstellen. Beispiel: „Gut, dazu passt, dass ich gestern mit Herrn Schmidt gesprochen habe …“ Anmerkung: Das, was Sie sagen, muss überhaupt    nicht zu dem passen, was der Dauerredner vorher erzählt hat. Sehr wahrscheinlich    hat er das Gesprächsziel nämlich aus den Augen verloren und Sie führen ihn wieder dorthin.
  • Weisen Sie auf die Zeitbegrenzung hin. Wichtig ist dabei, dass Sie dann das Gespräch auch beenden. Sonst machen Sie sich unglaubwürdig. Seien Sie konsequent.
  • Stellen Sie gezielt nur sogenannte W-Fragen. „Wann genau soll …“. „“Welches ist die größte Schwierigkeit?“ Beim Abschweifen des Dauerredner führen Sie ihn mit exakt der gleichen Frage zum Thema zurück.
  • Markieren Sie das Gesprächsende mit einem Schlusssatz. „Eine letzte Bemerkung noch…“.

 

Hilfreich kann es auch sein, nach dem Gespräch dem Vielredner die eigenen Beobachtungen mitzuteilen.

Geben Sie Feedback. Sprechen Sie dabei von sich „Mir geht es so …“. Das verhindert Rechtfertigungen, die entstehen, wenn man sagt „Du machst immer …“. Sagen Sie zudem, was Sie sich für die Zukunft wünschen: „Ich wünsche mir, dass ich von dir nicht mehr …“.

Denken Sie auch bitte daran: Der Vielredner ist nicht „böse“. Sein Kommunikationsverhalten ist früh gelernt und lange ausgeübt. Meist fühlt er sich – unbewusst - nicht richtig verstanden. Und zwar weil die „ich-versteh-dich-Signale“ des Gesprächspartners ausbleiben, falsch oder unvollständig sind.

Deshalb der Tipp mit dem Paraphrasieren „Du meinst also, dass …?“.

Wenn nichts hilft, sagen Sie mit fester Stimme, aber humorvoll: „Hallooooo! Ich habe dich wirklich verstanden! Du kannst aufhören!“ Auch wenn der Andere anfangs verdutzt reagiert, lachen Sie humorvoll, denn meist erkennen beide schnell das Komische an dieser Wendung.